Be yourself!
Unterwegs in ein authentisches Leben.

In a world where you can be anything, be yourself!

Klingt das nicht schön? Man selbst sein? Du selbst sein? Wer bist du selbst? Fragst du dich das auch manchmal?

Ich finde diesen Ausspruch großartig. Er zeigt uns auf, dass wir in einer Welt der tausend Möglichkeiten leben. Wir können alles Mögliche tun, sagen und sein. Wir können business oder casual sein, Veganer, Wintergriller oder Flexitarier, tätowiert, ungeschminkt, Bloggerin, Städtetripper, Outdoor-Aktivistin… und all diese „ichs“ können wir wunderbar darstellen. Auf Instagram oder Facebook oder im WhatsApp-Profil, mit unseren Schuhen oder der Trinkflasche oder dem Aufkleber auf dem Auto oder dem technischen Gerät.

Versteh mich nicht falsch. Diese bunte Vielfalt ist doch wunderbar! Wir haben so viele Freiheiten und Gestaltungsspielräume, davon hätten Menschen im vorletzten Jahrhundert nur träumen können. Und dennoch… schleicht sich bei dir auch manchmal so ein gewisses Gefühl der Zerstreuung ein? Findest du diese ganzen Rollen und Profile auch manchmal anstrengend? Fragst du dich manchmal, wie viel von dir selbst eigentlich in all dem drin steckt und wo du dazwischen eigentlich selbst BIST? Hast du manchmal das Gefühl, dass dein Handeln mehr vom „außen“ als aus deinem tiefsten inneren motiviert ist?

Kennst du deine Gedanken und Gefühle, deine Bedürfnisse, Werte und Überzeugungen und fällt es dir leicht, entsprechend zu handeln? Nicht so ganz? Willkommen in der Erfahrung der meisten Homo Sapiens 2020! (Kleiner Fun-Fact dazu: „Homo Sapiens“ heißt wörtlich: Vernünftiger Mensch. Ist das nicht lustig?)

Also, holen wir uns unsere Vernunft zurück! Und unsere Authentizität! Ja, vor allem die!

Unter „authentisch sein“ verstehen die meisten Menschen eine gewisse Echtheit darin, wie man sich gibt. Eben „man selbst sein“. Eine Natürlichkeit im eigenen Verhalten, die von einem selbst und auch von anderen Menschen als kongruent, also stimmig, empfunden wird. Für viele Menschen klingt das gut. Darin liegt schließlich auch eine gewisse Ehrlichkeit und Entspanntheit. Fühlt sich irgendwie gut und richtig an, oder?

Die offizielle Definition lautet etwa so: Authentisch sein bedeutet, entsprechend der eigenen Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Werte, Vorlieben und Überzeugungen zu handeln. Es lohnt sich, diesen Satz zwei Mal zu lesen: authentisch sein bedeutet, entsprechend der eigenen Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Werte, Vorlieben und Überzeugungen zu handeln.

Aber: was sind denn diese eigenen Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Werte und so weiter? Manchmal ist das gar nicht so klar. Um authentisch zu leben und zu handeln, ist also der erste Schritt Selbstkenntnis. Sich selbst besser kennenlernen in all diesen Aspekten. Und das wiederum können wir durch Selbsterforschung und Selbstbeobachtung tun. Im Yoga ist das eine wichtige Praxis und heißt „Swadhyaya“. Im Buddhismus ist es die nach innen gelenkte „Achtsamkeit“ und in der Psychologie würde es „distanzierte Selbstbetrachtung“ heißen. Muss also hilfreich sein, wenn es in so vielen Traditionen empfohlen wird 😉

Nun ist es bei dieser Selbstbetrachtung gut, die eigenen Gefühle, Werte und Handlungen wirklich ernst zu nehmen. Sie in ihrer Wichtigkeit zu betrachten. Sonst wären sie ja nicht da. Das heißt noch nicht, jedem Impuls zu folgen. Einfach erst mal gucken, was da ist. Und das eben wirklich zu sehen. Gelegentliches Innehalten und ein Notizbuch können dabei sehr helfen. Vielleicht gelingt es dir auch zunehmend, deinen Blick auf dich selbst und diese Gedanken, Gefühle, Vorstellungen etc., „weich“ zu machen. Also einen annehmenden, vielleicht sogar liebevollen Blick auf diese ganze deine Innenwelt einzunehmen. Das wird sicherlich bei manchen Aspekten besser gelingen als bei anderen. Und das ist schon sehr gut. Auf diese Weise kannst du Schritt für Schritt zu einer hilfreichen Selbstkenntnis und schließlich auch zu einer gesunden und realistischen Selbsteinschätzung gelangen.

Der nächste Schritt neben dem Kennenlernen der eigenen Innenwelt ist es, mal Schritt für Schritt neues Verhalten im Außen auszuprobieren. Was passiert, wenn du hier mal deine Meinung sagst? Wenn du dieses einfach mal tust oder jenes einfach mal lässt?

Bei der Selbstbetrachtung und auch beim Ausprobieren kann es sein, dass du auf Hindernisse stößt. Das können Gedanken sein wie: Aber was denken die anderen über mich, wenn ich XY mache (nicht mache)? Werden sie mich noch mögen (lieben / akzeptieren)? Welche Konsequenzen wird es haben, wenn ich mein Verhalten bei dieser Sache, diesem Thema, verändere?

Diese Fragen sind wichtig und es ist gut, sie zu überprüfen. Denn auch solche Befürchtungen oder Ängste gehören zu deinem Innenleben und beeinflussen dein Verhalten und Wohlergehen. Du kannst diese Fragen einzeln für verschiedene Bereiche prüfen, in denen du gerne etwas verändern möchtest, in denen du das Gefühl hast, ein anderes Verhalten, eine andere Reaktion, wäre authentischer. Wenn du also bemerkst, dass gleichzeitig mit dem Wunsch, etwas zu ändern, auch ein großes „Aber“ in deinem Kopf auftaucht, dann prüfe es ganz konkret für den vorliegenden Fall. Beginne im Geist: Wenn ich nun wirklich dies und das tun würde, was würde sich dann tatsächlich ändern? Würden die anderen tatsächlich anders von mir denken? Wer würde denn was denken? Und kann ich wirklich wissen, was die Leute denken und was passiert? Welches Feedback bekomme ich dann? Machen sie sich tatsächlich so viele Gedanken über mich? Wie wichtig sind mir die Gedanken dieser oder jener Menschen über mich eigentlich? Würden sie mich aufgrund dieser konkreten Veränderung wirklich weniger akzeptieren / mögen / unterstützen?

Vielleicht wirst du merken, dass diese hypothetischen Fragen schon entlastend und befreiend sein können. Dann kannst du einen Schritt weiter gehen – probiere es aus. Handle tatsächlich einfach mal anders. Handle bei einer bestimmten Sache mal so, wie es sich für dich authentischer anfühlt. Und dann prüf wieder nach: wie reagieren die anderen? Bekomme ich anderes Feedback? Wie geht es mir selbst mit dem neuen Verhalten? Wie fühlt es sich an? Und wie ist die Reaktion der anderen? Du könntest überrascht sein.

So hat authentisch sein auch viel mit der Fähigkeit zu tun, sich zu zeigen. Mit dem Mut, sich zu zeigen. Mit Vertrauen, mit Selbstvertrauen. Selbstbewusstsein bedeutet wörtlich ja genau das: sich seines Selbst bewusst sein. Sich der eigenen Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Werte, Vorstellungen etc. bewusst sein und entsprechend zu handeln. Auf diesem Weg kannst du Bewusstheit entwickeln, und mit Bewusstheit kommen Klarheit, Entspannung und Freiheit. Probiere es aus – es lohnt sich!

Kurzanleitung

  1. Lerne deine Gedanken, Emotionen, Werte, Bedürfnisse, Vorlieben, Überzeugungen besser kennen. Du könntest dir ein (digitales/analoges/schriftliches/mündliches) Tagebuch dafür anlegen und in verschiedenen Situationen Einträge machen. Es lohnt sich, das über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu tun. Du wirst viele Erkenntnisse gewinnen.
  2. Wenn du dabei bemerkst, dass bestimmte Veränderungswünsche von Ängsten oder Befürchtungen begleitet sind, überprüfe auch diese anhand der oben im Text gestellten Fragen. So wirst du ein gutes Gefühl dafür entwickelt, mit welchen, vielleicht auch erst mal kleinen Schritten zu mehr Authentizität, du anfangen möchtest.
  3. Teste kleine Verhaltensveränderungen und beobachte, was passiert. Wie geht es dir damit? Wie fühlt es sich tatsächlich an? Wie ist die Reaktion deiner Umwelt tatsächlich?
  4. Den dritten Schritt kannst du nun immer wieder mit den Schritten 1 und 2 verweben und so in deinem Tempo und für verschiedene Bereiche deines Lebens immer authentischer werden. Es wird immer leichter, je mehr du spürst, dass es sich für dich stimmig anfühlt.