„Daddelst“ du noch oder lebst du schon? Der entscheidende Augenblick.

Wenn der Tag zwei Stunden weniger hätte, was würdest du weglassen?

Die meisten Menschen antworten auf diese Frage entweder mit „Schlaf“ oder „das sinnlose Gedaddel am Handy“. Was würdest du weglassen?

Ok, vom Schlafen möchte ich euch auf keinen Fall abhalten, denn Schlaf ist so ein wunderbares Geschenk, die optimale natürliche Entspannungsquelle für Körper, Geist und Seele. Wenn du einen gesunden, regelmäßigen und ausreichenden Schlaf hast, ist das super wertvoll und, falls du so einen guten Schlaf hast, könntest du diese Erkenntnis einfach mal mit einem Moment der Wertschätzung, Freude und Dankbarkeit würdigen.

Und wie sieht es mit dem „Gedaddel“ aus? Wieviel Zeit verbringst du am Handy, beim Surfen, beim Checken diverser Social-Media-Kanäle, Nachrichten lesen, etwas recherchieren, beim Netflixen & co? Genau so viel Zeit, wie du möchtest und wie es zu deinem Wohlergehen und deiner Lebensfreude beiträgt? Ja? Dann herzlichen Glückwunsch! Dieser Artikel kann nichts weiter für dich tun 😊

Oder doch nicht? Dann mach dir keine Sorgen – es geht dir wie den meisten Menschen. Und: es gibt einen Weg aus dieser Situation! Schön, dass du da bist – los geht’s!

Der Vorausdenker Julius de Gruyter beschreibt in seiner Vision für das Jahr 2030 im Spiegel-Bestseller „Zukunftsrepublik“ (erschienen 2021 im Campus Verlag), dass die allermeisten Menschen bereits in wenigen Jahren erkannt haben werden, dass zu viel Social-Media ihnen nicht guttut. Die Mehrheit wird dank dieser Erkenntnis bald schon freiwillig „von der Nadel“ sein, und für die restlichen Abhängigen gibt es seiner Vision zufolge dann eine Politik, die diejenigen Medienangebote stark reguliert, die erwiesenermaßen mehr zu Neid, Spaltung und einem geringeren Selbstwertgefühlt führen, anstatt das persönliche und gesellschaftliche Wohlergehen, Wachstum und Erfüllung zu fördern. Dass die meisten der von uns oft stundenlang genutzte Medien sich in Wahrheit sehr destruktiv auf unser Wohlbefinden auswirken, ist längst erforscht und sicherlich nicht neu für dich. Vielleicht spürst du die Auswirkungen eher subtil, vielleicht auch deutlicher. Kein Wunder – bei immer mehr Menschen wächst das Bewusstsein und der Wunsch, wertvolle Lebenszeit sinnvoller und erfüllender zu nutzen. Nur wie?

Ich denke, das Geheimnis liegt in der Achtsamkeit im entscheidenden Augenblick. Der Achtsamkeit in dem Augenblick nämlich, in dem du zum Handy (Tablet o.ä.) greifst – und zwar mit einem unbestimmten Wunsch. Diesen Augenblick und diesen Wunsch gilt es zu untersuchen.

Zuerst identifizierst du also den (wiederkehrenden) Augenblick – wann, wie oft, in welchen Situationen greifst du reflexartig zum Handy? Sicherlich einige zig Male unter Tags, vielleicht morgens noch vor dem Aufstehen oder abends noch mal schnell vor dem Augen schließen… Nimm‘ dir zunächst 2-3 solcher Augenblicke vor – und zwar am besten die, die du am aller „unsinnigsten“ findest und die du ab heute gerne weglassen möchtest.

Und wenn du diesen Moment hast, halte inne, friere deine Aktion zunächst mal ein und anstatt dem Impuls zu folgen, untersuche: Was genau möchtest du gerade? Wonach suchst du? Was möchtest du erfahren? Was möchtest du „haben“? Welche verborgene Sehnsucht liegt in diesem Impuls?

Wonach suchst du?

Wie ist dieser Moment bei dir? Untersuche ihn mal ganz genau. Klar – zuerst ist da der Reflex, völlig unbewusst. Aber jeder Handlung liegt ein Impuls zugrunde. Ohne Wunsch keine Handlung. Mach dir diesen Impuls also bewusst und untersuche den Antrieb, der sich dahinter verbirgt. Was erhoffst du dir von diesem Griff zum Handy?

Vielleicht entdeckst du das latente Gefühl einer Sehnsucht – irgendetwas möchtest du sehen, lesen, erfahren oder haben. Es liegt da irgendein verborgenes Versprechen in diesem Moment, das die Sehnsucht ansteuert, das Verlangen befeuert. Was ist es? Was in dir möchte in diesem Moment befriedigt werden?

Ist es tatsächlich der Wunsch, den neusten Stand des Weltgeschehens zu kennen, oder den aller neusten Status aller deiner Bekannten gecheckt zu haben, oder noch dies oder jenes recherchiert oder gar bestellt zu haben? Was steckt hinter dem Wunsch nach Information oder Unterhaltung? Suchst du vielleicht nach Bestätigung oder Identität, nach Zugehörigkeit oder nach Inspiration und Erfüllung? Vielleicht nach etwas heilsamen für dein Selbstwertgefühl, vielleicht suchst du sogar nach dem Gefühl, „ganz und komplett“ zu sein, vielleicht suchst du Ruhe, Frieden und Wohlergehen.

Und wenn du etwas genauer herausgefunden hast, was deine tatsächliche Sehnsucht in diesem Augenblick ist, dann liegt die zweite Frage natürlich auf der Hand: Was bekommst du nun wirklich von deiner Handlung, die du im Begriff bist, auszuführen?

Ist es das, was du dir gewünscht hast, oder vielleicht etwas ganz anderes?

Mal ehrlich: In den allermeisten Medien bekommst du eine große Portion Krieg, (verbale) Gewalt, Leid und Spaltung. Oder auch perfekte Illusionen, die dich in einem Gefühl des Mangels zurücklassen, weil dein Leben nicht so perfekt zu sein scheint. Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, die sehr differenzierte Informationen konsumieren, um sich ein gutes Bild machen zu können, und dann bekommst du irgendwann den Vogel, weil alles ganz schön kompliziert ist und man am Ende gar nicht mehr weiß, was noch zählt und „richtig“ ist. Häufig schürt unser Informationskonsum ein latentes Gefühl von Sorge oder sogar Verzweiflung, über den Zustand der Welt oder das eigene Leben. Auf jeden Fall bekommst du ganz zuverlässig eine Menge Zerstreuung. Negativität, Stoff zum Grübeln und am Ende führt das Ganze vielleicht tatsächlich noch zu Schlafmangel, Augenringen und Erschöpfung.

Also halte den Moment an und frage dich: wenn ich jetzt auf das Handy gucke, wenn ich jetzt diese oder jene App öffne – bekomme ich dann das, was ich will oder gar brauche? Was werden die tatsächlichen Auswirkungen sein? Was lade ich mir gleich in mein System?

Wenn du diesen Moment der Klarheit hast, wenn du deine Bedürfnisse kennst und die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit der dann folgenden Handlung kennst – dann kannst du, in diesem Moment, ganz leicht und klar entscheiden. Du bestimmst, was reinkommt. Du übernimmst Verantwortung für deine Handlungen und für die Wirkungen deiner Handlungen. Du übernimmst Verantwortung für dein Wohlergehen.

Und so wäre es gar nicht verwunderlich, wenn es dir in diesem Moment der Klarheit plötzlich ganz leicht fällt, die Hand zurück zu nehmen, bei dir zu bleiben, und dir statt dessen vielleicht ein Bad einzulassen, eine schöne Tasse Tee zu machen, dich zu einem Spaziergang aufzumachen oder dich abends im Bett einzukuscheln und ganz analog noch mal zu überlegen, was an diesem Tag Schönes und Wertvolles in deinem Leben geschehen ist, wofür du dankbar bist und was dich nährt und stärkt.